Selbstverwirklichung als Eltern: Darum ist es wichtig!

Selbstverwirklichung als Eltern – ist das egoistisch? Hat das überhaupt noch Platz zwischen Kinder, Job, Haushalt, etc…? Oder darf und kann es jenseits von Elternsein noch etwas geben, was uns erfüllt und vollkommen zufrieden macht?

Selbstverwirklichung – Egoismus oder eine Notwendigkeit?

„Die erlaubt sich, mehrmals jährlich ihren Mann und die Kinder für eine Woche allein zu Hause zu lassen?“ Solche und ähnliche Sprüche fallen, wenn eine Mutter Zeit und Raum für ihre persönliche und berufliche Weiterentwicklung beansprucht – und verurteilen sie damit zur Rabenmutter.

Der Vater, der den gut bezahlten Job für eine berufliche Neuorientierung an den Nagel hängt, bleibt gleichfalls unverstanden. „Wer soll denn jetzt bitte schön die Familie ernähren?“, murmeln allenfalls die Arbeitskollegen und stempeln damit den Familienvater als unverantwortlich ab.

Selbstverwirklichung und Elternsein, ein hochspannendes Thema, welches in der Gesellschaft heiss diskutiert wird. Ist es denn egoistisch, wenn wir als Eltern unseren eigenen Zielen und Sehnsüchten nachgehen? Sollten die Kinder und das vermeintlich stabile Familiensystem an erster Stelle stehen? Wie weit dürfen wir uns als Mama und Papa in den Mittelpunkt rücken, auf Kosten von…?

Fragen über Fragen, denen wir hier auf den Grund gehen möchten.

Work-Life-Balance - downshifting.ch

Erziehung wird überbewertet oder die Sache mit dem Vorbild

Schuldgefühle wiegen schwer. «Wo kämen wir denn hin, wenn jeder macht, was er will?», tönen dann innere Stimmen. Denn viele unbewusste Glaubens- und Denkmuster wirken nicht in unserem Sinne. Die Folge sind innere Kämpfe, die wir mit uns ausfechten, um dem Bild der perfekten Familie zu entsprechen. Und schwupps, stecken wir als Eltern zurück, zu Gunsten der Kinder, des sicheren Einkommens, etc.

Doch: kann es denn nicht möglich sein, die eigenen Bedürfnisse und die persönliche Potenzialentfaltung als Mama und Papa zu erleben? Ja, ist es nicht gar eine Notwendigkeit für ein erfülltes, stressfreies, zufriedenes und kraftvolles Familienleben?

Ist es nicht so, dass wenn wir innerlich gelassen, stark und glücklich sind, wir diese Gelassenheit, Stärke und Glück an unsere Kinder weitergeben? Denn das Familien-Leben ist immer ein Spiegelbild unseres Innen-Lebens.

Wollen wir nicht auch, dass sich unsere Kinder frei entfalten können und ausleben, was in ihnen bereits als Potenzial angelegt ist? Und ist dann im Umkehrschluss nicht auch eine «Bedingung», dass wir Eltern unseren Kindern genau das vorleben, was wir uns für sie wünschen? Denn wie sagt es der dänische Familientherapeut Jesper Juul so treffend: „Kinder machen nicht das, was wir sagen, sondern das, was wir tun!

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Das verstehen wir unter Selbstverwirklichung

Was bedeutet denn Selbstverwirklichung oder um was geht es da überhaupt? Klar ist, sich selbst zu verwirklichen ist ein zutiefst persönlicher Prozess, der von Mensch zu Mensch variiert. Es gibt jedoch einige grundlegende Aspekte, die uns dabei helfen, unser volles Potenzial auszuschöpfen und ein erfülltes Leben zu führen. 

Um «dich selbst zu verwirklichen» solltest du:

  • deine Bedürfnisse und Sehnsüchte kennen und sie für wahr und wichtig nehmen
  • deine Wünsche und Visionen im Leben aussprechen und ihnen nachgehen
  • deine Gaben, Talente und Potenziale wissen und sie ausschöpfen – beruflich wie privat
  • dich immer weiterentwickeln, neue Dinge lernen und dich neu ausprobieren
  • immer mehr Facetten, Stärken und Möglichkeiten an und in dir entdecken
  • ein starkes Selbstbewusstsein entwickeln, welches dich deinen eigenen Weg gehen lässt

…und all das, als Mensch, Mann, Frau, Mama, Papa und Lebenspartner:in!

Du fragst dich nun, ob das denn überhaupt machbar ist? „Ja“, lautet unsere Antwort. Aber: „Es geht nicht mal eben so einfach mit links“. Denn Selbstverwirklichung als Eltern ist ein herausfordernder Prozess.

«Je mehr du dich selbst im Blick hast, umso mehr hast du auch das im Blick, was deine Familie braucht, um glücklich zu sein.»

Lea & Roger

(Innere) Hürden auf deinem Weg in ein erfülltes Leben

Nicht jedem fällt es leicht, bewusst auch einmal aus der Elternrolle zu schlüpfen.

  • Die einen sind sich ihrer Bedürfnisse bewusst und können diese definieren. Dennoch verhindern unbewusste Glaubenssätze, dass sie ihren Weg gehen. Typische Glaubenssätze sind: „Eine gute Mutter ist immer für ihre Kinder da.“ oder: „Ein Vater bringt das Geld nach Hause!“

  • Andere scheinen auf den ersten Blick alles zu haben, was für ein erfülltes Leben notwendig ist: eine liebevolle Familie, treue Freunde und einen gut bezahlten Job. Trotzdem fühlen sie eine innere Melancholie bis Leere, und können nicht klar definieren, was ihnen fehlt.

  • Weitere Eltern hingegen haben sich bereits aktiv auf den Pfad der Selbstverwirklichung begeben. Doch aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen sowie innerem Druck tragen sie jede Menge belastende Schuldgefühle mit sich herum.

Unabhängig von der Position, in der du dich als Mama oder Papa gerade befindest, ist der Pfad zur Selbstverwirklichung oft mit inneren Hürden verbunden. 

 Trotzdem ist deine Selbstverwirklichung eine Notwendigkeit

Häufig passiert es dann, dass wir Eltern das Wesentliche aus den Augen. Dabei existiert eine simple Gleichung: Sind die Eltern zufrieden, sind es auch die Kinder. Doch was ist nötig, um als Mama oder Papa Glück, Zufriedenheit und Erfüllung zu finden?

Der amerikanische Sozialpsychologe Abraham Maslow bezeichnete 1943 als einer der ersten die Selbstverwirklichung als grundlegendes Bedürfnis eines jeden Menschen. Er kam zu dem Schluss, dass die Verwirklichung persönlicher Wünsche und Lebensziele, sowie das Ausschöpfen individueller Potenziale und Leidenschaften, entscheidend zur menschlichen Zufriedenheit beitragen. Etliche Studien über diesbezügliche Zusammenhänge bestätigen diese These immer wieder.

Dein eigener Weg der Selbstverwirklichung ist also nicht nur ein nettes Nice-to-have, sondern eine Notwendigkeit, um nachhaltig glücklich zu sein & zu bleiben, für dich, dein*e Lebenspartner*in und deine Kinder.

3 Tipps, die dir helfen, dich zur Priorität zu machen

1. Befrei dich vom Stress-Missverständnis
«Aber wenn ich mich selbst auch noch in den Mittelpunkt stelle, als Mama und Papa, ist der grosse Stress vorprogrammiert!», so ein Irrglaube, dem viele Eltern folgen. Falsch! Stress beginnt und endet schlussendlich immer in dir. Wenn du zu viel und oft zurücksteckst – dem Frieden willen, dann produzierst du unweigerlich Unzufriedenheit! Kleinigkeiten lassen dich aus der Haut fahren und Situationen eskalieren. Bist du jedoch innerlich erfüllt, kannst du selbst mit herausfordernden Situationen gelassen umgehen.

2. Gemeinsam als Familie wachsen
Es ist wichtig, dass Kinder und Eltern gemeinsame Bedürfnisse erkennen. Und dennoch sollte auch jeder für sich seinen eigenen Bedürfnisse nachgehen dürfen. Öffne immer wieder Räume, in denen ihr diskutieren könnt – ob als Familie, oder als Partner. Wer braucht gerade was? Wie können wir das gemeinsam ermöglichen?

3. Schuldgefühle ade
Schuldgefühle sind meist ein Echo deiner Erziehung. Dies hat seine Wurzeln in bestimmten Entwicklungsprozessen unseres Gehirns: Als Kinder verbinden wir Geschehnisse stark mit uns selbst und fühlen uns oft für Dinge schuldig, die wir nicht verursacht haben. Schuldgefühle als Erwachsene plage uns dann, wenn wir ein solches internalisiertes Gesetz (bspw. ich bin für die Gefühle der anderen verantwortlich) brechen.
Frage dich also: Welches meiner inneren Gesetze oder Werte habe ich verletzt? Dies kann dir helfen, mehr Klarheit zur Situation, über deine eigenen Bedürfnisse & Gefühle zu erlangen.

Oh ja, ich will…! Aber…

Du fühlst dich gerade in deinem Leben zu oft fremdbestimmt? Du funktionierst, den «Systemen» zu liebe und hast gleichfalls das Gefühl, dich selbst immer mehr aus dem Blick zu verlieren? Du möchtest neue und andere Wege gehen, deinem eigenen und dem Familien-Glück wegen, doch siehst den Lösungsweg nicht?

Dann lass uns darüber sprechen…