Burnout vs. Burn on: dauerhaft am Limit

Schon mal etwas von «Burn on» gehört? Nein?!? Dann wird es höchste Zeit. Denn gegenüber dem Burnout fehlt beim Burn on der grosse Knall von «Nichts-geht-mehr». Stattdessen halten wir unsere Kerze dauerhaft am Glimmen und unseren Alltag dauerhaft am Funktionieren. Einfach zum Preis von: «chronisch am Limit». Gibt es einen Ausweg?

Wenn die Leichtigkeit schwindet

Und plötzlich wird sie weniger: die Lebensfreude. Die Leichtigkeit fliegt davon wie ein Sommerschmetterling im Wind.

Immer noch denken wir: «Das ist nur eine Phase» und machen pflichtbewusst weiter. Schliesslich rufen Termine und der Alltag muss bewältigt werden. Doch der frühere Elan kehrt einfach nicht zurück – auch noch nach Wochen und Monaten nicht.

«Egal, das wird schon», sprechen wir uns erneut gut zu. Der Alltag als Eltern gestaltet sich zweifellos anspruchsvoll, dennoch setzen wir ihn unbeirrt fort. Vielen Eltern ist die andauernde Überforderung zwar bewusst, und wird dabei vielmals als Normalität abgetan. Der schmale Grat zwischen einem fordernden Alltag und tatsächlicher Überforderung (z.B. durch Elternstress) bleibt oft unbeachtet.

Und so stecken wir – meist unbemerkt – im Phänomen des Burn on fest…

Work-Life-Balance - downshifting.ch

Burn on – Ein weit verbreitetes Erschöpfungssyndrom

Das Burn-on-Phänomen ist eine Art stilles Burnout, welches Körper, Geist und Seele zwar auch erschöpft, aber eben, doch nie ganz.

Im Gegensatz zum Burnout, das sich irgendwann laut und deutlich bemerkbar macht, bleibt beim Burn on der «grosse Knall» aus. Hier handeln wir kontinuierlich auf Sparflamme, da Körper und Geist permanent an ihre Grenzen stossen. Die Devise lautet: weitermachen um jeden Preis. Doch die Frage bleibt offen – bis wann eigentlich? Denn im Unterschied zum Burnout wird das Limit beim Burn on niemals überschritten.

Psychologen bezeichnen diesen Zustand des anhaltenden Dauerstresses als Burn on. Deine Kerze brennt eben nur beinahe bis zum Erlöschen. Du funktionierst noch und brichst nicht vollständig zusammen. Dennoch bist du aufgrund der permanenten Unterdrückung deiner eigenen Bedürfnisse, fehlender Pausen und deinem Versuch, tausend und mehr Erwartungen zu erfüllen, dauerhaft psychisch und physisch belastet.

Stelle dir folgendes bildhaft vor: 

Dein Tag ist vom Aufstehen bis zum Schlafengehen vollgepackt mit Arbeit und anderen Aufgaben – ohne wirkliche Erholung. Fehlt dir auf Dauer eine gesunde Balance zwischen An- und Entspannung, führt dies möglicherweise zu einer meist unerkannten chronischen Erschöpfung: dem Burn on.

Work-Life-Balance - downshifting.ch

Immer an der Grenze zum Burnout

Wer in einem Burn on steckt, befindet sich jeweils an der Grenze zum Burnout. Aber eben, nie darüber hinaus. Du fühlst dich mehrheitlich erschöpft und gestresst. Du brennst jedoch nicht aus, sondern machst weiter, obwohl deine Kraftreserven längst aufgebraucht sind.

Dies gleicht einer Mischung aus Hyperaktivität und gleichzeitiger Lähmung oder dem Geben von Vollgas bei angezogener Handbremse.

Den Begriff “Burn on” haben der Klinik-Psychologe Timo Schiele und Klinik-Chefarzt Bert te Wildt ins Leben gerufen. In ihrem Buch «Burn on: Immer kurz vor dem Burnout» erzählen sie von Menschen, die trotz Erschöpfung ständig weitermachen. Die Betroffenen waren ursprünglich mit dem Verdacht auf Burnout in ihre Klinik gekommen, zeigten jedoch ein eher untypisches Beschwerdebild.

Bei Burnout-Patienten kommt irgendwann der Punkt, an dem sie ihren Alltag nicht mehr bewältigen können und aussteigen. Burn-on-Betroffene fühlen sich jedoch wie in einem Hamsterrad, aus dem sie trotz Erschöpfung nicht aussteigen können. Sie befinden sich die ganze Zeit an der Grenze zum Zusammenbruch. Aber eben: dieser meist aufrüttelnde «Knall» bleibt aus.

Timo Schiele und Bert te Wildt betonen, dass es den Betroffenen schwerfällt, den eigenen Lebensstil als Ursache zu erkennen. Trotz vieler Anzeichen dafür, dass das Leben in diesem horrenden Tempo uns selbst nicht mehr guttut:

  • häufige Zweifel an dem, was ist
  • das Gefühl, es gäbe keinen Ausweg
  • fehlende Begeisterungsfähigkeit und Lebensfreude
  • mangelnde Zufriedenheit
  • wichtige persönliche Werte können nicht mehr gelebt werden
  • gesundheitliche Beschwerden wie Verspannungen, Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Verdauungsproblemen, etc.

«Viel zu lange harren wir in überfordernden Lebenssituationen aus, weil wir denken, wir müssten es schaffen. ‹Nein, das musst du nicht!› Deine Grenzen bewahren, genau das musst du. Es geht auch anders, und nicht permanent am Limit.»

Lea & Roger

Raus aus der chronischen Erschöpfung: 3 Impulse, wie es dir gelingt

Diese drei Impulse lassen sich mühelos in deinen Alltag integrieren und können dich dabei begleiten, ein Burn on wie auch ein Burnout vorzubeugen.

  1. Regelmässige Auszeiten nehmen

Nimm das Einhalten von Pausen genauso ernst wie deine festen Termine. Pausen sind sozusagen Verabredungen mit dir selbst. Es könnte dir auch leichter fallen, Auszeiten mit Freunden oder Kollegen zu teilen. Verabrede dich regelmässig mit ihnen zum Essen oder Spazierengehen.

  1. Summen oder Singen

Hast du ein Lieblingslied, dessen Melodie du einigermassen beherrschst? Summe oder singe das Lied zumindest einmal täglich. Beides hat eine äusserst beruhigende Wirkung. Die Vibrationen beim Summen wirken wie eine innere Massage und können sogar den Blutdruck senken. Beim Singen wird das Kuschelhormon Oxytocin freigesetzt, das Glücksgefühle und die Bindungsfähigkeit stärkt, das Immunsystem unterstützt und das Schmerzempfinden reduziert.

  1. Seufzer ausstossen 

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass tiefes Seufzen einem physischen und mentalen Reset gleicht. Wenn wir zu lange in einem ungünstigen Rhythmus atmen, kommt es beinahe reflexartig zum Seufzen, was diesen Zustand beendet. Du kannst diesen körpereigenen Resetknopf auch selbst aktivieren, indem du dich aufrecht hinstellst und einen lauten Seufzer ausstösst.

Und doch geht es natürlich nicht ohne Tiefenarbeit

Klar ist, um dich nachhaltig und definitiv aus dem chronischen «Am-Limit-sein» zu befreien, braucht es mehr als die obig genannten Impulse.

Frag dich mal…

  • In welchen Momenten fühle ich mich so richtig unbeschwert?
  • Was tue ich eigentlich für mich selbst?
  • Wann habe ich das letzte Mal wirklich abgeschaltet?

Sollten dir die Antworten schwerfallen, lohnt es sich, einmal kräftig auf die Stress-Bremse zu treten.

Ja, wir wissen. Genau das schaffst du wenig bis kaum! Es geht auch gar nicht darum, dass du von Heute auf Morgen eine Vollbremse machst.

Nimm dir also Zeit. Beginne einfach mal damit, dass du dir bewusst wirst, dass dein Stresslevel zu hoch ist. Und dass die Herausforderung Beruf, Familie, Partnerschaft und deine Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen, vielmehr einer Überforderung gleicht. Das hat rein gar nichts mit Schwäche zu tun.

Würden wir versuchen, all das so unter einen Hut zu bringen, wie es die Mehrheit der Familien versuchen, dann wären wir definitiv auch überfordert und chronisch am Limit.

Genau darum haben wir unser Leben downgeshiftet.

PS: es ist unsere (Er)lösung, die auch zu deiner werden kann…

Du bist dir bewusst, dass es so nicht weitergehen kann? Du bist dir bewusst, dass dein aktueller Lebensstil Raubbau betreibt? Doch gleichfalls kommst du genau da nicht raus, weil…! Ja, wir kennen all die Gründe. Und wir wissen, sie wiegen gerade jetzt schwer. ABER: das muss nicht so bleiben! Denn: für jedes Problem gibt es eine Lösung. Vielleicht siehst du sie noch nicht…musst du auch nicht! Genau darum sind wir für dich da. Wir zeigen dir den Weg!